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Der Hirtenhund

Der Begriff "Hirtenhund" ist sehr viel älter als der Begriff  "Herdenschutzhund". Herdenschutz ist nur ein Teil der Fähigkeiten der Hirtenhunde. Sie wurden und werden vielseitig verwendet, sie (be)hüten Haus, Hof und Vieh, holen entlaufenes Vieh zurück und schützen Hab und Gut. Ihr Revier ist beweglich und befindet sich überall dort, wo sie sich aufhalten und einrichten. Ähnliche Hunde gab es schon lange vor der Hirtenhunde-/Herdenkultur. Die Heimat der Hirtenhunde sind die eurasischen Hochgebirge vom Himmalaya bis zu den Pyrenäen. Beinahe alle Hirtenhunde sind "Berghunde". Ähnliche Wörter und Bezeichnungen gibt es für diese Hunde im gesamten eurasischen Raum. "Gleicher Zweck schafft gleichen Typ". Die Ähnlichkeit und Gleichartigkeit dieser Rassen ist nicht unbedingt ein Beweis für "neuzeitliche Völkerwanderungen", viel eher ein Hinweis darauf, dass dieser Typ Hund älter als alle modernen Völker und Sprachen ist. Der wahre Ursprung all dieser Rassen ist weitgehend unbekannt. Diese Tatsache verhindert allerdings nicht, dass sich darüber unendlich streiten lässt. Alle jedoch sind geborene Wach- und Schutzhunde, einfarbig nur die "Weißen".

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Es gab sicher immer wieder Hunde, die von Reisenden mitgebracht wurden; doch das waren eher wenige, die sich mit den bereits bestehenden großen und schlappohrigen Hunden vermischten. Die überall aufgeführte These der Abstammung aller Hirtenhunde vom Do-Khyi kann in Frage gestellt werden. Erstens: Alexander der Große kam nicht bis nach Indien, konnte also auch keine Hunde nach Griechenland bringen. Zweitens: Schon vor Alexander gab es große Schlappohrhunde außerhalb Indiens.

Zurück zum Slovensky Cuvac:

Die Slowakei ist ein Land mit vielen Gebirgen. Sie nehmen über 70 % der Landesfläche ein. Die Slowakei ist im Westen, in der Mitte und im Norden des Landes Teil des Karpatenbogens - eines Faltengebirges aus dem Tertiär -, der sich von der Donau bei Bratislava über 1200 km halbkreisförmig entlang der slowakisch-polnischen Grenze über die Westukraine bis an die rumänisch-serbische Grenze erstreckt. Die Berge der Hohen Tatra liegen an der Grenze zwischen der Slowakei und Polen und markieren den höchsten Teil der Karpaten. Der Slovensky Cuvac, der Polski Owczarek Podhalanski und der Ungarische Kuvasz, selbst der Carpatin haben eine ähnliche Abstammung.

Bis zurück ins 17. Jahrhundert lassen sich die Gebirgshunde vom Typ Slovensky Cuvac gut nachweisen. In den Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts gab es nur noch wenige Exemplare. Prof. Dr. Antonin Hruza und die Tierärztliche Hochschule in Brno "belebten" die Rasse wieder. Nach einer tschechischen Legende soll der Cuvac eine Kreuzung zwischen Windhund und Wolf sein.

Wie schon unter "Der Gebirgshirtenhund" beschrieben gab es bezüglich der Abstammung des Ungarischen Kuvasz und des Slovensky Cuvac mitunter heftige Auseinandersetzungen. Eine objektive Klärung der Herkunft und Verwandtschaft beider Rassen ist nicht möglich. Ein Hinweis auf die gegenseitige Beziehung könnte allenfalls sein, dass der Kuvasz ein Niederungshund ist, der Slovensky Cuvac und andere Weiße hingegen Gebirgshunde sind und damit den ürsprünglicheren Typ darstellen.

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Hingegen Dr. Z. Balassy, Budapest 1967: " Cuvac und Podhalaner unterscheiden sich vom Kuvasz auch heutzutage nicht".

Es gab keinen slowakischen Adel. Der Slovensky Cuvac wurde von den einfachen Schäfern ziemlich rein und als weißer Hirtenhund gezüchtet. Der Typ wurde erhalten, Arbeitseigenschaften bestimmten die Selektion. Der Slovensky Cuvac galt als robust und zäh, ein Hund, der alles wahrnimmt, was um ihn herum passiert. Als gelehriger und wachsamer Hirtenhund war er aufmerksam und arbeitsfreudig.

Viele Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts führten die meisten Slovensky Cuvac kein Leben in der Funktion eines Herdenschutzhundes. Vielerlei Tätigkeiten vom "einfachen Wachhund" bis zum Grenzhund, vom Suchhund bis zum Therapiehund sollte er erfüllen. Im Urspungsland der Rasse heißt es, ein Cuvac kann (fast) alles lernen.

 

Der heutige Typ Slovensky Cuvac

Heute lassen sich einige Unterschiede bei typischen Vertretern der Rassen Slovensky Cuvac, Polski Owczarek Podhalanski, dem Ungarischen Kuvasz und anderen weißen Hirtenhunden feststellen. Bedingt jedoch durch den ähnlichen Ursprung gibt es hin und wieder einzelne Hunde, die sich in ihren Merkmalen so ähnlich sind, dass sich eine genaue Zuordnung zu einer dieser Rassen ohne tiefere Kenntnis für den Laien wie auch mitunter für den "Experten" schwierig gestalten kann.

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Insgesamt gesehen hat die über eine sehr lange Zeit betriebene getrennte Zucht für klar unterscheidbare Rassen gesorgt. Der Slovensky Cuvac (SC) ist der kleinste weiße Hirtenhund, dicht gefolgt vom Podhalaner, für den zumindest dieselbe Größenobergrenze im Standard gilt. Kopfform, Lefzen und Augen, Fellstruktur und Knochenstärke hingegen differieren.

 

Der Ungarische Kuvasz hat meistens ein sehr welliges bis flach gelocktes Haarkleid und ist ein gutes Stück größer als der SC. Wesensmäßig gibt es Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Und natürlich immer Individuen, die über Rassegrenzen hinweg viele Eigenschaften in sich vereinen.

Der Slovensky Cuvac wird heute wieder mehr bei der Herde als Bewacher und Begleiter eingesetzt. Hier zeigt sich, dass selbst ein jahrzehntelanges "Ruhen" dieser Tätigkeiten keinen Verlust an Fähigkeiten herbeigeführt hat und das Erbe dieser Eigenschaften immer noch unverändert vorhanden ist.SC_Divo v d Stockacher Halde_web.jpg

Der Slovensky Cuvac ist ein äußerst beweglicher Hund, der niemals plump erscheinen soll. Kraft und Typ sollen mit einer gewissen "Eleganz" einhergehen. In der Bewegung offenbart sich Leichtigkeit und Koordination, Festigkeit und Ausdauer. Die Fellstruktur des SC ist wie ein "klimatisierter Mantel": Sowohl isolierend gegen Kälte als auch gegen Hitze. Im Sommer sorgt die Beschaffenheit der einzelnen Haare für Luftaustausch, im Winter für die Isolation gegen Kälte. Ein typischer Slovensky Cuvac sieht heute nicht anders aus als zu Beginn der Reinzucht, selbst auf alten Bildern erkennt man die Ausgewogenheit des Typs. Von Übertreibungen verschont, kann der SC vielerlei Aktivitäten begleiten.

 

Charakter und Eigenschaften

Aus einem selbstbestimmten, sich seiner körperlichen und geistigen Fähigkeiten bewussten Slovensky Cuvac wird kein spielerisch veranlagter Allrounder, der seinem Menschen wie eine Marionette folgt. Diese jahrhundertelang ausgeprägten und urprünglichen Neigungen können nicht ausschließlich mit den heutzutage so populären und überall propagierten rein positiven Erziehungsmethoden in Einklang gebracht werden. Immer gleiche Übungsabläufe und  Lektionen langweilen den SC recht schnell. Klasse statt Masse ist die Devise! Sieht er einen Sinn hinter dem Geforderten und versteht sein Mensch ihm diesen zu vermitteln, kann er Höchstleistungen erbringen. Einmal Gelerntes vergisst er nie - sein Gedächtnis und seine Intelligenz sind außergewöhnlich.

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Ein Slovensky Cuvac hinterfragt und beurteilt jede Situation und speichert die erhaltenen Informationen in allen Einzelheiten. Mit einem wahrhaft fotographischen Gedächtnis ausgestattet, wird jede noch so kleine Abweichung von der gewohnten Umgebung erkannt, verglichen und bewertet. Alles Fremde wird sekundenschnell abgeschätzt und "gewogen". Einem Hirtenhund entgeht nichts und er erinnert sich an alles!

 

 

Slovensky Cuvac binden sich sehr eng an ihre Familie, akzeptieren bereits Vorhandenes - seien es Menschen, Tiere oder Objekte. Wenn etwas oder jemand die Routine durchbricht, wird nachgeschaut und kontrolliert.

Die Reaktion auf Reize ist abhängig von der jeweiligen Veranlagung, den gemachten Erfahrungen, den speziellen Haltungsbedingungen und der individuellen Erziehung. Je sorgfältiger die Sozialisation, desto einfacher gestaltet sich für ihn auch die Welt außerhalb seiner vier Wände.

Tollkühnheit und Selbstgefährdung, Freude an Konflikten und Auseinandersetzungen gehören nicht zu seiner Grundausstattung. Sicherheit in der ihm vertrauten Gruppe macht ihn stark und selbstbewusst. Seine Erzieher sollten geduldig und hartnäckig sein, ihn jedoch nicht ständig gängeln. Ständiger Druck und viele Einschränkungen verbiegen sein eigenständiges Wesen und fördern nur seine "Dickköpfigkeit" und Unabhängigkeit. Viel besser ist es, wenige Anweisungen regelmässig zu üben und abzuverlangen, als vieles zu lehren und es wenig durchzusetzen. Seine Eigenwilligkeit ist durch klare Ansagen und Durchsetzungskraft seiner Menschen gut händelbar.

Im Verhältnis zu seiner Größe und Statur ist ein SC außergewöhnlich behände und schnell. Auf unbekanntem Gebiet kann er sich zu Beginn abwartend zeigen. Das hat allerdings nichts mit typischem Hirtenhundewesen zu tun, sondern ist neutrales Verhalten der meisten Hunde in nicht vertrautem Revier.

Slovensky Cuvac sind äußerst anhänglich und verschmust allen ihnen gut bekannten Menschen gegenüber. Sensitiv erspüren sie jede Stimmung. Aufgrund ihrer hohen sozialen Kompetenz passen sie sich persönlichen Lebensumständen hervorragend an und finden ihren Platz. Der SC hat gerne Kontakt mit der gesamten Familie. Sein inniges und geduldiges Verhalten selbst den Kleinsten gegenüber berechtigt zwar nicht zur Überbeanspruchung dieser sozialen Fähigkeiten, doch gibt es sicher kaum einen kulanteren Hund in der ihm vertrauten Familie.

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Personen, die

  • klare und überschaubare Grenzen setzen und eindeutige Signale geben
  • ihn willkommen heißen, annehmen und ihm keine Ablehnung vermitteln
  • ihn sorgfältig auf ein Leben in unserer geschäftigen Welt vorbereiten
  • sich überwiegend geduldig, gelassen und souverän verhalten
  • sich durchsetzen und nicht profilieren möchten
  • zuverlässige und beständige Führung bieten
  • für Sicherheit, Sozialkontakte und eine gewisse Auslastung sorgen
  • den SC nicht als Dekorationsstück betrachten
  • das Wesen des SC nicht verbiegen wollen
  • ihn als Hirtenhund schätzen und ihm einen gewissen Freiraum zugestehen
  • ihm Zugang zu Haus und Garten gewähren

passen gut zu einem Slovensky Cuvac.